PROFILE: Grüner Hafer – Nährstoffreiche Heilpflanze für starke Nerven und Hormone.

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Wenn im Unterricht eine Schülerin (no sexism here, no Gender-Wahn, ich war tatsächlich auf einer Mädchenschule) vom Thema abdriftete und plapperte, unterbrach unser Lehrer sie immer mit den Worten: Straaaaandhafer, alles Strandhafer. Das war seine Abkürzung für: du kommst vom Hundersten ins Tausendste!

Um das zu vermeiden, schreibe ich heute ausnahmsweise einmal nur über eine Pflanze. Über Avena sativa, und zwar den frischen Hafer - kurz vor der Blüte – ein unscheinbares Süßgras mit genialer Wirkung.!

Seit wir die Stadtfarm besitzen, träume ich davon, dass unsere Selbstversorgung über die Obst- und Gemüseernte hinausgeht. Tees sowie Kräuter und Blüten für die Kosmetik sind eine weitere wichtige Lifestylekomponente. Aber auch das gute alte Getreide lohnt sich.

Heute schauen wir uns mein Lieblingsgetreide, den Hafer an:

Den Hafer kennt man klassisch als Getreide: Müsli, Haferschleim, Hafermehl.

Den unreifen grünen Hafer kann man aber wunderbar in Tees packen. In dem Saft der unreifen Ähren sowie der Stiele befinden sich wertvolle Stoffe, die beruhigend, entspannend und klärend wirken.

Aus phytotherapeutischer Sicht vereint unser heimische Süßgras, Grüner Hafer (Avena sativa), die Eigenschaften eines Nervenkrauts, eines sanften Phytohormons und eines Superfoods.

Schon Hildegard von Bingen fand: „Hafer stärkt die Nervenkraft.“.

Heute erlebt der Grünhafer eine Renaissance in der Naturheilkunde – gekürt sogar zur Arzneipflanze des Jahres 2017. Schauen wir mal, was Grünen Hafer botanisch ausmacht, wie er auf Neurotransmitter, Physiologie und Hormone wirkt und warum insbesondere Frauen von diesem starken Getreidegras profitieren.

Ernte: Die noch grünen Ähren ernten, an einem trockenen, schattigen, nicht zu warmen  Ort lose trocknen.

Botanik: Vom Getreide zum Heilkraut

Grüner Hafer ist nichts anderes als die junge, unreife Haferpflanze, die kurz vor der Vollblüte geerntet wird. Im Gegensatz zum reifen, goldgelben Haferkorn, das wir als Haferflocken kennen, ist der Grünhafer ein saftig-grünes Kraut, welches noch etwas Milchsaft enthält.

Botanisch gehört Avena sativa zur Familie der Süßgräser (Poaceae) – ein einjähriges Gras, das bis zu 1,5 m hoch wächst und anstelle von Ähren verzweigte Rispen trägt. Du kannst gerne mal an den Halmen herumlutschen, dann wird klar, weshalb es Süßgras heißt.

Geerntet wird das Haferkraut meist im Juni, wenn die Körner noch milchreif sind. Zu diesem Zeitpunkt enthält der Hafer besonders viele bioaktive Inhaltsstoffe, weshalb der „Grüne Hafer“ als Medizinalpflanze verwendet wird.

Vielleicht kennst du noch "Vollmers grüner Hafertee", den deine Oma gegen Osteoporose getrunken hat? Das frische und natürlich noch viel mehr das getrocknete Kraut duftet mild nach Stroh und bildet die Grundlage für Hafertee, Tinkturen und Extrakte. Weiter unten teile ich eine einfach Rezeptur mit dir.

#KRÄUTERQUATSCH

Jules wäre nicht Jules, hätte sie auch über den Hafer ein kleines Insta-Video geteilt!

Intuitiv würde man dem unreifen Zeug erst mal keine Beachtung schenken. Doch trotz des grünen Aussehens steckt im Haferkraut eine Fülle an Nährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen.

Zum Beispiel ist Grüner Hafer reich an Mineralien wie Kalium, Calcium, Magnesium und vor allem Kieselsäure (Silizium). Daneben finden sich entzündungshemmende Flavonoide und ein hoher Gehalt an Saponinen. Diese Stoffkombi macht den Grünen Hafer zu weit mehr als nur Viehfutter! Nämlich zu einer unterschätzten Heilpflanze!

Wirkung auf Nerven und Neurotransmitter

Schauen wir uns nun aber mal die Wirkung des Grünen Hafers auf das Nervensystem an: in der Kräuterheilkunde wird er liebevoll als Nervenkraut oder auch Nerventonikum bezeichnet.

Haferkraut Zubereitungen wirken nachweislich beruhigend und schlaffördernd, zum Teil sogar krampflösend und muskelentspannend. Sanfte Sedierung, die dir bei Unruhezuständen, Nervosität hilft und das Ein- und Durchschlafen erleichtert.

Anders als synthetische Beruhigungsmittel macht dich Hafer dabei nicht abhängig und hinterlässt am nächsten Morgen kein dumpfes Gefühl – im Gegenteil, er gilt als nervenstärkend und aufbauend bei Erschöpfung.

Interessant ist, wie Grüner Hafer die Nerven stärkt. Zum einen liefert das Kraut einen Haufen an B-Vitaminen (etwa B1, B6 und Folsäure) sowie Magnesium und Calcium, unerlässlich für eine normale Funktion des Nervensystems!

Diese Sekundärstoffe nähren die Nerven buchstäblich – ein Mangel an B-Vitaminen macht uns nämlich gereizt und stressanfälliger. Wer kennt das vom PMS? :D

Außerdem enthält Hafer alkaloidartige Verbindungen wie Gramin, welche glatte Muskulatur entspannen. So lindert Hafer zugleich seelische Anspannung und körperliche Stresssymptome – zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden, die durch Nervosität verstärkt werden (Stichwort Reizdarm, Kaffee-Dünnpfiff).

Wir haben also eine doppelte Wirkung auf Körper und Geist!
Das macht den unreifen Grünen Hafer zu einem recht unbekannten Mittel bei Angstzuständen und Stress.

More
Science?

Gerne… let‘s herb-Nerd:

Die moderne Forschung interessiert sich für die neurophysiologischen Effekte des Haferkrauts. Spezielle Extrakte aus wildem Grünhafer (z.B. Neuravena®) konnten in Studien das Enzym Monoaminoxidase-B hemmen.

MAO-B ist im Gehirn für den Abbau von Dopamin zuständig – wird es gehemmt, bleibt Dopamin länger verfügbar und macht, was Dopamin so macht: kognitive Funktion, gute Stimmung ud vor allem Antrieb! Die ADHS Fraktion lässt grüßen! Dieser Mechanismus erklärt, warum Grünhafer-Extrakt in Studien die geistige Leistungsfähigkeit und das Kurzzeitgedächtnis verbessern konnte.

adapt.

sometimes you gotta adapt.
calm your nervous system and work with plants.
touch them.
smell them.
create with them.

Zudem zählt Avena sativa zu den Adaptogenen: Er wirkt je nach Bedarf ausgleichend – bei Müdigkeit eher belebend, bei Dauerstress beruhigend. Merken können wir uns: Grüner Hafer unterstützt die Neurotransmitter-Balance in unserem Gehirn und verhilft zu belastbareren Nerven.

Viele Leute berichten, dass regelmäßiger Hafertee ihnen zu mehr innerer Ruhe, Konzentration und seeliger Ausgeglichenheit verhilft – ganz ohne Schläfrigkeit am Tag.

Hormone, Phytoöstrogene und Frauenheilkunde

Nicht nur deine Nerven, auch dein Hormonhaushalt profitiert vom Grünen Hafer. Das Haferkraut enthält Saponine wie das Avenacosid, das als Phytohormon gilt – also als pflanzlicher Botenstoff, der unseren menschlichen Hormonen ähnelt. Wir nutzen solche phytohormonellen Effekte in der Kräuterheilkunde, um die Hormonbalance sanft zu regulieren.

Grüner Hafer wird nicht als klassisches “Frauenkraut” (wie z.B. Mönchspfeffer oder Frauenmantel) eingestuft. Aber seine ausgleichende Wirkung unterstützt indirekt deine Frauengesundheit: Bei Menstruationsbeschwerden, PMS oder in den Wechseljahren, wenn Stimmung und Nerven verrückt spielen, kann so ein Hafertee am Abend helfen, Spannungen zu lösen und besser zu schlafen. Wie immer: dranbleiben. So eine beruhigende Kur- egal mit welchem Kraut - sollte mindestens 2 Wochen durchgeführt werden.

Die beruhigte Psyche wirkt sich positiv auf dein komplettes hormonelles Gleichgewicht aus, das Kopfkarussell gibt Ruhe, und Stresshormone sinken (höre dazu auch gerne unser Podcast zum Frauenbuch oder als Deepdive in der neuen Frauenkundeausbildung an - coming soon).

LO-LO-LOVE

Spannend sind Beobachtungen zur Libido: Grüner Hafer wird traditionell eine luststeigernde Wirkung nachgesagt. Gibts dazu Studien oder alles Floklore?

Neuere Quellen berichten, dass Hafer-Extrakte die Hirnanhangdrüse anregen und dadurch bei Männern den Spiegel der luteinisierenden Hormone (LH) erhöhen sollen – was letztlich den Testosteronspiegel steigern kann.

Auch ein Effekt auf das sexuelle Wohlbefinden der Frau wird beschrieben: Durch verbesserte Durchblutung und ein ausgeglichenes hormonelles Milieu kann Grüner Hafer die sexuelle Reaktion fördern. Mit anderen Worten: Hafer sorgt für Ausgleich, was sich auch in mehr Energie und Lust äußert.

Zwar steht die wissenschaftliche Bestätigung dieser Effekte noch am Anfang, aber in der Erfahrungsheilkunde gilt Hafer schon lange als sanftes Aphrodisiakum für beide Geschlechter.

Ein weiterer Aspekt, warum insbesondere Frauen Grünhafer schätzen, ist seine Nährstoffdichte in Bezug auf knochenstärkende Mineralien. Haferkraut liefert organisch gebundenes Calcium und ist reich an Kieselsäure, was beides für gesunde Knochen und Bindegewebe essenziell ist.

Gerade Frauen in und nach den Wechseljahren, die Osteoporose vorbeugen möchten, können von diesen Inhaltsstoffen profitieren. Nicht zu vergessen: Die bereits erwähnte Folsäure (Vitamin B9) im Hafer ist wichtig für Frauen mit Kinderwunsch und in der Schwangerschaft, um zell- und Gewebeschäden bei der Entwicklung des Embryos zu vermeiden.

Wichtig: Hochdosierte Haferprodukte sollten in der Schwangerschaft nur nach Rücksprache verwendet werden, da die starke entwässernde Wirkung für Schwangere nicht ratsam ist. Insgesamt jedoch ist Grüner Hafer ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine Pflanze sowohl Nerven als auch Hormone positiv beeinflussen kann.

Nährstoff-Power +
ganzheitliche Physiologie

Grüner Hafer darf mit Recht als heimisches Superfood bezeichnet werden. Die junge Haferpflanze ist prall gefüllt mit Vitaminen, Mineralstoffen und bioaktiven Pflanzenstoffen, die fast alle unsere Körpersysteme unterstützen. Hier ein Überblick, was in dem grünen Kraftpaket steckt, achtung Nerd-Alarm…:

  • Vitamine & Antioxidantien: Haferkraut liefert ein ganzes Team an B-Vitaminen (B1, B2, B3, B6, B7 und B9/Folsäure) sowie Vitamin E. Diese Vitamine spielen im Energiestoffwechsel und für Nerven und Psyche eine wichtige Rolle. Vitamin E und spezifische Polyphenole im Hafer (z.B. Avenanthramide) wirken zudem als Antioxidantien, die Zellen vor oxidativem Stress schützen. Damit stärkt Hafer die Abwehrkräfte und kann Alterungsprozessen entgegenwirken.

  • Mineralstoffe & Spurenelemente: Im Grünen Hafer stecken nennenswerte Mengen an Magnesium und Calcium (für Muskeln, Knochen, Hormone), Eisen und Zink (für Blutbildung, Immunsystem und Haut) sowie Mangan und Silizium (Kieselsäure). Silizium ist ein Schlüsselfaktor für straffes Bindegewebe, kräftige Haare, Nägel und elastische Haut – kein Wunder also, dass Hafer auch als Schönheitselixier von innen gilt. Diese Fülle an Mineralien verleiht dem Haferkraut seine kräftigende Wirkung bei Müdigkeit und Erschöpfung. Ein Tässchen Hafertee ist wie ein Mineralien-Booster, der dem Körper neue Energie schenkt.

  • Ballaststoffe & Verdauung: Grüner Hafer enthält lösliche Ballaststoffe (z.B. Pektine und Beta-Glucane), die eine gesunde Verdauung fördern. Ein regelmäßig getrunkener Hafertee kann sanft den Appetit regulieren und deinen Darm in Schwung bringen. Beta-Glucan aus Hafer bildet im Darm schützende Schleimstoffe und verlangsamt die Aufnahme von Zucker – dadurch werden Blutzuckerspitzen abgemildert und Heißhungerattacken vorgebeugt. Gleichzeitig binden Beta-Glucane Gallensäuren, was zu einer natürlichen Senkung des Cholesterinspiegels beitragen kann. Hafer unterstützt somit Herz, Kreislauf und Figur auf sanfte Weise.

  • Stoffwechsel, Entgiftung & Immunsystem: Als mildes Aquaretikum (harntreibendes Mittel) wirkt Grüner Hafer leicht entwässernd und durchspülend. Das heißt, er fördert die Ausscheidung von Harnsäure und anderen Stoffwechselendprodukten über die Nieren. Das entlastet den Körper und kann bei Gicht, Rheuma sowie Nieren- und Blasenleiden helfen. Die harntreibende Wirkung wird hauptsächlich den Saponinen im Hafer zugeschrieben. In Pfarrer Kneipps Kur ist Haferstrohtee deshalb ein bewährtes Hausmittel zur Entschlackung bei Rheuma und Gicht. Durch das Ausspülen von „Schlacken“ und die Anregung des gesamten Stoffwechsels fühlt man sich vitaler und leichter. Zudem stärken die reichlich vorhandenen Spurenelemente im Hafer (wie Zink, Mangan, Eisen) die Immunabwehr, sodass der Körper Infekte besser abwehren kann. Grüner Hafer schenkt dir neue Kraft, stärkt die „Abwehr” und erhöht deine Belastbarkeit – daher rührte wohl früher die Redewendung „vom Hafer gestochen” für übermütige Energie. Tatsächlich galt Hafertee schon vor Jahrhunderten als inneres Kräftigungsmittel für Genesende und Ausgepowerte.

Fazit: Naturheilmittel mit Tradition und Zukunft

Grüner Hafer verbindet auf einzigartige Weise traditionelles Heilwissen mit moderner Wissenschaft. Als nährstoffreiches Getreidegras liefert er essentielle Vitamine und Mineralien, während er zugleich als Heilpflanze die Nerven beruhigt, Hormone ausgleicht und den gesamten Organismus stärkt. Besonders naturverbundene Frauen schätzen diese minimalistische Pflanze, die ohne viel Schnickschnack für Wohlbefinden sorgt. Ob als Tee am Abend zum Abschalten, als Tinktur in stressigen Zeiten oder als grünes Pulver im Smoothie – Grüner Hafer lässt sich vielseitig im Alltag integrieren.

Seine Plausibilität zeigt sich sowohl in der Erfahrung (von Hildegard von Bingen bis zur heutigen Kräuterheilkunde) als auch in aktuellen Studien, die seine positive Wirkung auf Gehirn, Herz und Stoffwechsel bestätigen. Dabei ist Hafer gut verträglich und sanft in der Wirkung. Man könnte sagen: Der Grüne Hafer ist ein Allrounder der Phytotherapieie**, der uns erdet und zugleich belebt. Probier doch einmal dieses alte-neue Naturheilmittel aus – vielleicht spürst Du schon bald, wie Dich “der Hafer sticht” im besten Sinne: nämlich mit neuer Energie, starken Nerven und dem stressfreien Lächeln der inneren Balance.

Quellen:

  1. Werther, J. Stechender Energielieferant – Beruhigender und schützender Hafer (Avena sativa). DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift 2022;1:66–69.

  2. InnoNature. Getreide mit Superpower? So wirkt Grüner Hafer – InnoNature Health Blog (abgerufen am 28. Juni 2025).

  3. Harris, K. Is Avena sativa good for anxiety? A.Vogel Herbal Blog (14. April 2022).

  4. Frontiers in Nutrition. Dietary supplementation with a wild green oat extract (Avena sativa) to improve wellness... (2024).

  5. Cellavent. Wie wirkt sich grüner Hafer auf die Gesundheit aus? Cellavent Health Blog (25.10.2021).

  6. Dr. Kottas Pharma. Grüner Hafertee – Produktinformation (Kottas Kräutertee, Wien).

 

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