Hagebutte - Wirkung und Verarbeitung der Wildrosenfrucht
Alles ist kahl, doch oh Wunder! Überall leuchten rote Tupfer! Die Hagebutte durchbricht die Tristesse der grauen Saison. Aber nicht nur draußen in der Natur, nein, sie ist auch kulinarisch ein feiner Begleiter in der kalten Jahreszeit und gibt zu dem noch was für die Schönheit her. Im folgenden zwei Rezepturen:
Tee und Kernöl als Mazerat. (Was ein Mazerat ist habe ich im letzten Blogpost ausgiebig beschrieben).
TEIL 1
HAGEBUTTENTEE SELBER MACHEN
Im säuerlich schmeckenden Fruchtfleisch (Schale) der reifen Hagebutten befindet sich Vitamin C, Öle und Pektin. Ideal für einen Tee aus reinen Hagebuttenschalen oder für eine schöne Teemischung. Siehe Pflanzenprofil in unserem Herbarium.
Herstellung:
Hagebutten ernten. Aus den bekannten Gründen am besten nicht unterhalb 1.50 m Höhe ernten (Hundepipi, Fuchsbandwurm, etc.).
Hagebutten von Stil und Blüte befreien und halbieren.
Kerne sanft und vor allem geduldig (!) herauspulen und zu Seite stellen - nicht entsorgen, die brauchen wir noch, siehe weiter unten.
Die Hagebuttenhälften kurz mit Wasser abbrausen, damit sich die Härchen lösen und anschließend auf einem Backblech ausbreiten.
20 Minuten bei 50 Grad im Backofen vortrocknen. An dieser Stelle ein Gedanke zur Stabilität von Vitamin C: Die Geister scheiden sich. In der pharmazeutischen Biologie wurde uns vor Jahren noch gelehrt, dass sich Vitamin C ab 40 Grad zersetzt. Neue Studien widersprechen diesen Ergebnissen. Mir soll es egal sein, ich liebe den säuerlichen Geschmack von Vitamin C - stabil oder instabil.
Das Gewicht der Hagebutten sollte sich auf ein Drittel reduziert haben, dann sind die Schalen richtig trocken und sollten dir nicht schimmeln.
Luftdicht und lichtgeschützt lagern.
Für eine Teemischung nimmst du:
1 T (Teil, z.B. Teelöffel) Hagebuttenschalen
1 T (Krautiges: Kamille, Schafgarbe, Pfefferminze, Verbene, etc.)
Für einen Durchspülungstee:
1 T Hagebuttenschalen
1 T Brennnesselblätter
1 T Birkenblätter und / oder Goldrutenkraut
Oder Hagebutte einfach pur genießen:
2 TL Hagebuttenschalen auf eine Tasse kochendes Wasser.
Zubereitung:
Die Hagebutten mit dem Kraut oder mehreren Kräutern mischen. In ein Schraubglas oder in ein Tütchen geben, beschriften und an einem licht- und wärmegeschützten Ort aufbewahren.
1.5 Teelöffel der Mischung mit 200ml kochendem Wasser aufgießen, 10 Minuten ziehen lassen.
TEIL 2
WILDROSENÖL HERSTELLEN
Nur Faule lassen Hagebuttenkerne im Tee. Denn die bringen eigentlich nichts in wässerigen Auszügen: Die Inhaltsstoffe der Hagebuttenkerne sind: Vitamin E, Fettsäuren, Ölsäuren, Linolensäuren und sogar bis zu 33% Alpha-Linolensäre. Die sehr reifen Kerne sollen in Spuren auch eine Vorstufe von Vitamin A enthalten.
Um die wertvollen Öle zu erhalten und um sie anschließend für die eigene Naturkosmetik verwenden zu können, stellen wir ein Mazerat her.
Herstellung:
Die Kerne der Hagebutten der obigen Tee Rezeptur etwas trocknen lassen. Die unangenehmen, hautreizenden “Juckpulver-Härchen” lösen sich so besser von den Kernen ab.
Kerne samt fieser, trockener Haare in eine flache Schale geben.
Schale am besten im Freien sanft und kreisförmig hin-und-herbewegen. Die Härchen sollten an die Oberfläche transportiert werden.
Nun sehr vorsichtig und sanft über die Schale pusten oder mit einem Stück Karton “drüberwedeln”. Korrekte “Almans” ziehen sich vorher einen Ganzkörperschutzanzug an. Just kidding. Aber im Ernst: Aufpassen. die Haare sind fies und Kontakt mit der Haut ober den Atemwegen unbedingt vermeiden. Ich hatte einmal einen Asthmaanfall beim Hantieren. No kidding.
Wenn der größte Teil der Härchen entfernt ist, alles in ein Sieb geben und unter fließendem Wasser abspülen.
Kerne etwas trocknen lassen.
Getrocknete Hagebuttenkerne können im Mörser angebrochen werden. Aufgrund der Härte der Kerne nicht so einfach. Ich nutze einen Elektromixer oder Thermomix (10s / Stufe Turbo) .
In der Abbildung erkennt man das aufgebrochene Saatgut. Dieses nun mit Jojobaöl, Mandelöl oder Kokosöl (mind. 25 Grad) übergießen und 2 Wochen an einem geschützten Ort ziehen lassen. Täglich schütteln.
Um noch mehr Öl aus den Zellwände der Wildrosensamen zu holen, kann man das Öl mit dem Eletromixer noch einmal kurz zerkleinern. Die Beschaffenheit des Auszugs sollte dabei ungefähr wie ein gutes, grobes Pesto sein.
Nach zwei Wochen das Öl stehen lassen und nicht mehr durchrühren. Die Kerne setzen sich am Boden ab, darüber steht das Öl. Dieses nun dekantieren, also mit ruhiger Hand abgießen.
Hagebuttenkernöl - in der Kosmetik auch Wildrosenöl genannt - ist ein toller Hautpflege-Allrounder. Narbenpflege, Ekzemhaut, trockene sowie ölige, zu Unreinheiten neigende Haut kann damit gepflegt werden. Beim Auszugsöl ist auf die Komedogenität zu achten: Jojobaöl und Mandelöl verdichten die Poren weniger als Kokosöl. In dieser Liste gibt es eine Übersicht über den Komedogenitätsgrad diverser Basisöle. Wer nicht dauernd online nach so einer Liste im Internet suchen möchte, findet sie auch in meinem Naturkosmetik Buch “pure.”.
Beispiele für Naturkosmetik mit dem DIY Wildrosenöl:
in Handbutter einarbeiten
als Conditioner in das feste Haarspitzenfluid aus dem Rezepturbüchlein
als Körperöl
als Facial Oil, gemischt mit weiteren guten Ölen usw.
Als letzten Tipp: Hagebuttenhälften gehören bei mir zur Candy Bar - erst säuerlich, dann süß und etwas klebrig zwischen den Zähnen wie ein Gummibärchen. Nur gesünder! Meine Kids lieben sie.
Viel Spaß beim Sammeln. Mittlerweile ist es November und die Wildrosenfrüchte werden langsam weicher. Aber sie schmecken trotzdem und können z.B. in Sirup oder Mus verarbeitet werden. Links dazu kommen in den nächsten Tagen auf Instagram.