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ALTERNATIVEN: The Zero Waste Maker

Heute gibt es den Auftakt zu unserer neuen Blogreihe "ALTERNATIVEN". Hier stellen wir Menschen oder Projekte vor, die Alltagsproblemen mit kreativen oder alternativen Lösungen begegnen. 
In unserem ersten Artikel geht es heute um Oktavia von the zero waste maker aus England.

Erzähl uns doch kurz zwei Sätze über dich. Was machst du, wo kommst du her und wohin geht dein Weg?
Ich komme ursprünglich aus dem Ruhrpott, hatte allerdings mein Herz in Heidelberg verloren, das ich dann verliess um nach England zu ziehen. Das ist nun schon 4 lange Jahre her, und Nottingham ist nun mein zu Hause geworden. Zur Zeit studiere ich noch vor Ort an der Nottingham Trent University, und hoffe das mich danach mein Weg zurück nach Deutschland führt, vollgepackt mit neuen Skills und bereit, selbstständig im Bereich Kostümbildung zu arbeiten.

Seit wann ist Zero Waste ein Thema für dich?
Nun, das ist noch gar nicht so lange her. Da ich in Deutschland aufgewachsen bin, ist das Thema Recycling nichts Unbekanntes für mich. Der Umzug nach England war dann ein kleiner Schock, denn hier ist Recycling noch sehr im Rückstand. Ich hatte viele frustrierende Gespräche mit Kollegen, die das Thema komplett zu ignorieren schienen und es war immer ein Kampf, alle auf richtige Mülltrennung aufmerksam zu machen.

Da ich in einem Café gearbeitet habe, könnt ihr euch ja vorstellen wie viel Müll unnötig durch falsche Mülltrennung entstanden ist. Darüber hinaus muss ich allerdings gestehen, habe ich nicht weiter drauf geachtet. Vor vielen Jahren habe ich das Video von einer armen Schildkröte gesehen, die unter Schmerzen einen Plastikstrohhalm aus der Nase entfernt bekommt.

Doch damals war mir noch nicht bewusst, dass man als Einzelner wirklich etwas verändern kann. Erst als ich ein Selbstexperiment von einer Bloggerin gesehen habe, in welchem sie eine Woche lang keinen Müll erzeugt hat, wurden mir die Augen dafür geöffnet, wieviel wir als Einzelperson unnötig verbrauchen, wieviel davon nicht recycelt werden kann, und -  das wichtigste von allem - dass es Alternativen gibt. Sofort habe ich beschlossen etwas in mein Leben zu ändern.

Und dann kam Blue Planet 2; in England ist ganz plötzlich eine Welle losgebrochen. Plastik wurde offen diskutiert und drastisch kamen Änderungen. Das hat es für uns so viel leichter gemacht in Unverpackt-Läden einzukaufen, die nun überall entstehen. Leute sind toleranter geworden, wenn man seine Tupperware mitbringt und ganz deutlich NEIN zu Verpackung sagt.

Mein Metzger hat sogar zu Papier gewechselt, nachdem ich Woche für Woche mit meiner Tupperware kam und mit ihm über das Problem mit Plastik gesprochen habe. Zero Waste ist etwas tolles, denn es gibt dir tatsächlich das Gefühl das du aktiv etwas bewirkst. Auch wenn es nur ein kleiner Beitrag im Großen und Ganzen ist, so ist er deutlich sichtbar. Man ist viel mehr im Einklang mit der Natur und dem was wir konsumieren.
 

Wie setzt du das Konzept täglich um und wo stößt du an deine Grenzen?
Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, JETZT wird was geändert, habe ich online recherchiert und bin auf diesem Weg vor allem darauf aufmerksam geworden, WAS wir eigentlich kaufen und konsumieren. Ich habe strikt NEIN zu Chemikalien gesagt - meine chemischen Putzmittel wurden verschenkt, meine Binden und Tampons gegen umweltfreundliche Alternativen wie Menstruationstasse und waschbare Binden ausgetauscht, Kosmetikprodukte wurden aufgebraucht und hausgemachte natürliche Alternativen wurden stattdessen benutzt, wobei einige Produkte von Lush sind.

Auch habe ich NEIN zu Waschmittel aus dem Handel gesagt - das gerät durch unsere Haut in unser System und ist außerdem nicht gut für die Umwelt. Waschmittel und Weichspüler werden nun auch selbst gemacht. Um ehrlich zu sein geht die Liste weiter und weiter und könnte schon als einzelner Blogeintrag angesehen werden.

Um es in einem Satz kurz zusammen zu fassen: Mein Lebensmotto ist geworden: "Kann ich es aus natürlichen Mitteln selber machen?" - dann tue ich das und bekomme ich es ansonsten second hand? Wenn nicht, kaufe ich es in recyclebarem Material wie Papier und Glass, und wenn das nicht geht, dann aus recyclebarem Plastik, welches dann entsprechend entsorgt wird.


Ich trage immer Utensilien bei mir, sodass ich keine Wegwerfartikel wie Kaffeebecher, Servietten, Strohhalme und Plastiktüten oder Besteck unterwegs nutze. Die Umstellung braucht Zeit, und Gewohnheiten sind langsam umzustellen, doch wir hatten schon in den ersten zwei Zero Waste Wochen unseren Abfall mehr als halbiert.

Es tut unfassbar gut zu sehen, dass man tatsächlich etwas verändert hat, denn der Müll, den wir erzeugen ist real. Und wenn wir weniger davon haben, dann ist diese Änderung sichtbar und rechenbar.

An Grenzen stößt man leider immer wieder. Für mich persönlich sind das Süßigkeiten von Kindern. Diese sind erstens wirklich ungesund aufgrund der Inhaltsstoffe, und die Verpackung ist nicht recycelbar (außer der Pappe). Dummerweise bin ich irgendwie süchtig nach dem Zeug, und wenn ich eine stressige Woche in der Uni habe, brauche ich manchmal dieses Glücksgefühl, dass ich durch diese Fieslinge bekomme, und werde schwach. Für meinen Mann sind es definitiv Chips. Er liebt sie und in England zumindest gibt es absolut keine Alternative die man recyceln kann.

Natürlich ist es auch schwer mit Freunden und Familie, die nicht die gleichen Ansichten haben. Auch wenn diese respektiert werden und wir jeden immer noch gleich viel lieb haben, so lässt es einen manchmal etwas hoffnungsvoll zurück. Aber man muss bei sich selber bleiben und seinen Fokus darauf legen, was mann heute besser machen kann als gestern; die Auswirkungen werden sich dann von selbst zeigen. Man darf sich nicht unterkriegen lassen von dem Müll auf den Straßen, von den Leuten, deren Sichtweise nicht deiner entspricht und den Leuten, die dich als Ökohippie bezeichnen. Ich kann guten Gewissens sagen, dass es für jede schlechte Erfahrung und jeden Fehltritt drei mal so viele gute Erfahrungen gibt.

Du bist eigentlich Kostümbildnerin. Nun hast du eine kleine, alternative Kollektion von Recycling-Bags für Zerowaste Shopping entworfen. Was sind das für Produkte und wie stellst du sie her? 
Angefangen hat das ganze, als ich für mich selber Alternativen aus Stoffresten genäht habe. Darunter waren Abschminktücher, wiederverwendbare Küchenrolle, Binden, Beutel, Bienenwachstücher, Abwaschschwämme, und und und. Und der Heureka-Moment kam dann, als ich wieder in der Kostümwerkstatt war; massenweise wurden dort Stoffreste in den Müll geworfen. Obwohl wir so viele Stoffreste haben, gibt es keine Recyclingtonne für Stoffe.

Entsorgt wird alles in der sogenannten 'General Waste’ Tonne; dort ist der Stoff eingequetscht in Plastik, das nun verhindert, dass Stoffe, die normalerweise ökologisch abbaubar sind, dies nicht können. Vor allem ist der Stoff absolut wiederverwendbar und hat noch sein ganzes Leben vor sich. Und da kam mir die Idee, dass ich so viel wie möglich von diesen Stoffen retten wollte und ausschließlich Stoffe verwenden könnte, die jemand anderes nicht mehr wollte und in den Müll geschmissen hatte.

Durch Gespräche mit anderen werde ich nun sogar darauf aufmerksam gemacht, wenn jemand kaputte, nicht reparierbare Kleidung hat oder Stoffe weggeworfen werden sollen. Diese werden dann an mich gespendet, ordentlich gewaschen und anschliessend in Produkte umgewandelt, die wiederum Dinge ersetzten sollen, die sonst nur eine kurze Lebenspanne haben oder sogar nur einmal verwendet werden.

Meine Netztaschen zum Beispiel können dazu verwendet werden im normalen Supermarkt Gemüse und Obst zu kaufen. Somit muss man nicht eine der dünnen Plastiktüten vor Ort verwenden. Hergestellt wird alles in meinem Studio zu Hause. Hier wird nichts verschwendet oder weggeworfen, ich habe volle Kontrolle darüber, was ich kaufen muss und wie ich Sachen entsorge. Ich kann voller Stolz sagen, dass mein Studio Zero Waste ist - es ist ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt und ich hoffe, dass es etwas bewegt und verändern kann.

Wie / wo kann man deine Produkte finden?
Meine Produkte sind zur Zeit über Etsy bestellbar. Ich freue mich über jede Bestellung enorm und bin auch jederzeit für Fragen und Antworten verfügbar. Auch spreche ich gerne mit Kunden über ihre eigenen Ideen oder verarbeite deren alte Kleidung und Stoffe in gewünschte Produkte. Zur Zeit sind noch keine meiner Produkte in Geschäften verfügbar, doch ich hoffe dies wird sich in Zukunft ändern. 

Link zum Onlineshop: https://www.etsy.com/uk/shop/TheZeroWasteMaker?ref=profile_shopicon

Siehst du eine positive Entwicklung im Umweltschutz zum Thema Verpackung? Was können z.B. unsere Leser tun, um dem Verpackungswahn zu entgehen?
Definitiv, es scheint als entstehe da ein größeres Bewusstsein, wir wollen mehr Nachhaltigkeit. Ich habe das Gefühl wir denken wieder mehr rückwärts um vorwärts zu gehen. Der Satz “Früher war alles besser” entwickelt eine ganz neue Bedeutung.

Meine drei Top-Tipps wären:

1 Sage Nein zur Wegwerfkultur. Investiere in Dinge die lange halten und die andere dafür etwas anderes ersetzen z.B. wiederverwendbare Kaffeebecher, Wasserflaschen und Strohhalme. Das sind einfache Umstellungen die große Auswirkungen haben können.

2 Hinterfrage dich selber, was brauchst du wirklich? Und hinterfrage was du kaufst. Nach und nach bekommst du so ein Bewusstsein dafür, welche Produkte schädlich für dich und die Umwelt sind.

3 Rückschläge und Fehltritte sind die Norm. Denke nicht nur weil du scheiterst, dass das Ziel unerreichbar ist. Jeder den ich kenne und der auf diesem Weg ist, erfährt Rückschläge. Wir sind nicht perfekt und wir alle treffen falsche Entscheidungen in den unterschiedlichsten Situationen, doch dies bedeutet nicht das wir scheitern. Ermutige dich selbst und versuch es erneut und wiederhole das ganze. Nach und nach, Schritt für Schritt wird sich etwas ändern, egal wie klein oder groß.

Hilfreich auf meinem Weg war es auch auf Facebook Gruppen beizutreten, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Hat man Fragen oder Erfolge/Fehltritte, dann hat man dort eine sehr unterstützende Gemeinschaft. Vor allem ist es unfassbar inspirierend.